Deutsche Verwaltungscloud

Typ: Artikel

Die Deutsche Verwaltungscloud-Strategie (DVS) ist eine Maßnahme der beschlossenen Strategie zur Stärkung der Digitalen Souveränität der IT der Öffentlichen Verwaltung und gleichzeitig die im aktuellen Koalitionsvertrag verankerte Multi-Cloud-Strategie der Bundesregierung.

„Auf Basis einer Multi-Cloud Strategie und offener Schnittstellen sowie strenger Sicherheits- und Transparenzvorgaben bauen wir eine Cloud der öffentlichen Verwaltung auf.“

Das Ziel der DVS ist die Schaffung von gemeinsamen Standards und offenen Schnittstellen für Cloud-Lösungen der Öffentlichen Verwaltung, um übergreifend eine interoperable sowie modulare föderale Cloud-Infrastruktur zu etablieren. Neben der anhaltenden Marktentwicklung eines zunehmenden Einsatzes von Cloud-Lösungen, existieren bereits eine Vielzahl von Cloud-Lösungen innerhalb der föderalen Verwaltungsebenen von Bund, Länder und Kommunen. Aufgrund fehlender Standardisierung in einzelnen Cloud- Architekturschichten sind die bestehenden föderalen Cloud-Lösungen jedoch, wenn überhaupt, nur eingeschränkt interoperabel und kompatibel. Primäres Ziel der DVS ist die Möglichkeit einer Cloud-übergreifenden und wechselseitigen Nutzung von Anwendungen (Softwarelösungen). Außerdem wird mit der DVS angestrebt, kritische Abhängigkeiten von Anbietern durch standardisierte, modulare IT-Architekturen zu reduzieren.

Durch die angestrebte Spezialisierung der IT-Dienstleister in der Deutschen Verwaltungscloud wird zudem dem Fachkräftemangel entgegengewirkt.

Standardisierungsbereiche der Deutschen Verwaltungscloud-Strategie

Um das breite Cloud-Computing Themenfeld zu strukturieren und Cloud-Lösungen zielführend zu standardisieren, wurden gemeinsam mit Bund, Länder und Kommunen fünf Bereiche identifiziert, bei denen föderale Besonderheiten berücksichtigt werden sollen:

  1. Entwicklung und Entwicklungsplattform: Einheitliche Plattformen, Prozesse und Architekturvorgaben zur Entwicklung von Anwendungen
  2. Anwendungsbereitstellung und -management: Standardisierung der Bereitstellung und Betreuung von Anwendungen über den gesamten Lebenszyklus
  3. Code Repository: Standardisierte Verwaltungsumgebungen zur Versionierung von Anwendungs-Code und zentrale Spiegelung bzw. Ablage der dezentralen Quellcodes mit deren Dokumentation
  4. Infrastruktur-Service und technologischer Stack: Festlegung von Standards für die eingesetzten Hard- und Softwarekomponenten zur Erbringung von IT-Leistungen
  5. Betriebsstandards und Betriebsmodell: Harmonisierung der Zusammenarbeit mit IT-Dienstleistern sowie der Service-Bereitstellung

Mehrwerte für die IT-Infrastruktur der Öffentlichen Verwaltung

Durch die im Rahmen der DVS angestrebten Vereinheitlichung von Betriebskonzepten, die Standardisierung der Infrastruktur- und Plattformbereitstellung sowie die Etablierung von einheitlichen Schnittstellen föderaler Cloud-Lösungen, werden zahlreiche Mehrwerte für die Öffentliche Verwaltung geschaffen. Die Deutsche Verwaltungscloud stärkt die Digitale Souveränität, indem Wechselmöglichkeiten geschaffen, die eigene Gestaltungsfähigkeit gefördert und der Einfluss auf IT-Anbieter gefestigt wird. Des Weiteren werden durch die Deutsche Verwaltungscloud die Effizienz und Effektivität bei Entwicklung, Inbetriebnahme und Betrieb von Softwarelösungen für die Öffentliche Verwaltung gesteigert und die Informationssicherheit übergreifend gestärkt. Ebenso wird eine Optimierung von Datenaustausch, -speicherung und -nutzung erzielt.

Wo steht die Umsetzung der Deutschen Verwaltungscloud (DVC)?

Seit dem Beschluss der Stärkung zur Digitalen Souveränität im März 2021 wurden gemeinsam mit Ländern und Kommunen große Fortschritte beim Aufbau der Deutschen Verwaltungscloud erzielt. Zum einen wurden bestehende Konzepte, wie zum Beispiel das föderal abgestimmte „Rahmenwerk zur Zielarchitektur“ erstmalig veröffentlicht (IT-PLR-Beschluss 2021/09) und zwischenzeitlich sogar weiterentwickelt (IT-PLR-Beschluss 2022/47). Zum anderen hat die praktische Umsetzung der Deutschen Verwaltungscloud-Strategie begonnen.

Im Herbst 2022 beauftragte das Bundesministerium des Innern und für Heimat die govdigital eG mit der Entwicklung eines Minimum Viable Product (MVP) des Cloud-Service-Portals der Deutschen Verwaltungscloud. Dieses konnte zu Beginn des Jahres 2023 erfolgreich abgeschlossen werden. Bereits aus diesem MVP haben sich zahlreiche und umfangreiche Erkenntnisse für einen weiterhin erfolgreichen Weg der Deutschen Verwaltungscloud gewinnen lassen.

Diese fließen nun in ein Umsetzungsprojekt, dessen Grobkonzept gemeinsam vom BMI und dem Land Hessen (IT-Planungsratsvorsitz 2023) erarbeitet und in der 41. Sitzung des IT-Planungsrates am 4. Juli 2023 beschlossen worden ist (IT-PLR-Beschluss 2023/19). Durch das Umsetzungsprojekt soll der Aufbau eines belastbaren Portfolios von Cloud-Services und der benötigten Multi-Cloud-Strukturen realisiert werden. Die Leitung des Umsetzungsprojektes erfolgt durch die Föderale IT Kooperation (FITKO).

Zeitgleich zum Umsetzungsprojekt wurden am 4. Juli 2023 auch die Dokumente „Governance der Koordinierungsstelle für die Deutsche Verwaltungscloud (DVC) – Rahmenkonzept und Implementierungsvorgehen“ und das „Konzept zum Architekturboard der DVC (Deutsche Verwaltungscloud)“ beschlossen (IT-PLR Beschluss 2023/18 bzw. 2023/17). Dies hat zur Folge, dass die FITKO ebenfalls mit der sofortigen schrittweisen Einrichtung der Koordinierungsstelle im Rahmen des Umsetzungsprojektes bis Anfang 2025 beauftragt worden ist. Mit der Einsetzung der Koordinierungsstelle wird ein wesentlicher Meilenstein der Deutschen Verwaltungscloud erreicht.

Der Start der DVC als Multi-Cloud der Verwaltung ist erfolgreich vollzogen und der Koalitonsvertrag in diesem Punkt erfüllt.