Fragen und Antworten
Typ: Häufig nachgefragt
Was ist ein Vorgehensmodell?
Ein Vorgehensmodell (für die Systementwicklung) ist eine Arbeitsanleitung, die beschreibt, wie und in welcher Reihenfolge Arbeitsschritte bei der Organisation und Durchführung der Entwicklung eines IT-Systems auszuführen sind. Für das IT-System kann dabei Software, Hardware oder beides (Integriertes System) entwickelt werden. Die gebräuchliche Organisationsform dafür ist ein Projekt, daher bedient sich das V-Modell XT auch der Terminologie des Projektmanagements. Es ist aber nicht zwingend, in Projektform vorzugehen.
Was ist das V-Modell XT?
Das V-Modell XT ist ein Leitfaden zum Planen und Durchführen von Systementwicklungsprojekten unter Berücksichtigung des gesamten Systemlebenszyklus. Dabei definiert das V-Modell XT alle verbindlich und optional zu erstellenden Ergebnisse, legt die Reihenfolge der zu erstellenden Ergebnisse fest und beschreibt oder referenziert die konkreten Vorgehensweisen, mittels derer diese Ergebnisse erarbeitet werden. Darüber hinaus legt es die Verantwortlichkeiten der einzelnen Projektbeteiligten fest.
Wofür steht das "V" in "V-Modell XT"?
"V" steht nicht für "Vorgehen", sondern visualisiert die Idee, Spezifikation und Zerlegung der Realisierung und Integration gegenüberzustellen. Vorgeschlagen wurde dieses Vorgehen zuerst von Barry Boehm Ende der 70er Jahre. Mittlerweile wird das V-Modell XT sogar um eine mögliche agile Herangehensweise bei der Software-Entwicklung erweitert. Diese wird allerdings zumeist durch ein an ein "O" erinnernden Kreis dargestellt. Das wird aber wohl nicht dazu führen, das V-Modell XT in "O-Modell XT" umzubenennen.
Was bedeutet "XT" in V-Modell XT?
Der Namenszusatz XT steht für eXtreme Tailoring. Dies soll die hohe Anpassungsfähigkeit des V-Modells an die unterschiedlichsten Anforderungsprofile der verschiedenen Organisationen und Projekte verdeutlichen. Keine V-Modell XT-Anwendung gleicht der anderen, was angesichts der komplexen Herausforderungen in der Systementwicklung auch notwendig ist.
Was unterscheidet das V-Modell XT von anderen Vorgehensmodellen?
Das V-Modell XT wurde und wird im Rahmen der Weiterentwicklung unter Berücksichtigung des neuesten Stands der Technologie und der Anpassung an aktuelle Vorschriften und Normen inhaltlich erweitert und aktualisiert. Die Qualitätseigenschaften wurden XT verbessert, insbesondere hinsichtlich der Anpassbarkeit (Tailoring) an konkrete Projekte, der Anwendbarkeit im Projekt, der Skalierbarkeit auf unterschiedliche Projektgrößen sowie der Änder- und Erweiterbarkeit des V-Modells selbst.
Es basiert mittlerweile auf einem formal definierten Metamodell. Dadurch ist es möglich, leistungsfähige Tools wie den V-Modell XT Projektassistenten unabhängig vom eigentlichen Modellinhalt zu entwickeln.
Zusätzlich definiert das V-Modell XT nicht nur ein standardisiertes Vorgehen für den Auftragnehmer eines IT-Projektes, sondern auch für den Auftraggeber. Durch eine aufeinander abgestimmte Auftraggeber-/Auftragnehmer-Schnittstelle werden so Reibungsverluste und unklare Aufgabenverteilung gemindert.
Wer kann / sollte das V-Modell XT einsetzen?
Das V-Modell XT ist generell für alle Organisationen, insbesondere auch für kleine und mittelständische Unternehmen geeignet. Bei den zivilen und militärischen Vorhaben des Bundes ist dieser Entwicklungsstandard durch die Koordinierungs- und Beratungsstelle für Informationstechnik in der Bundesverwaltung (KBSt) empfohlen worden. Damit ist das V-Modell XT für alle Ressorts der Bundesbehörden anzuwenden, auch ohne einen weiteren Erlass. Es besteht allerdings unter Angabe einer Begründung die Möglichkeit, davon abzuweichen.
Ist das V-Modell XT auch für kleine Projekte geeignet?
Je kleiner das Projekt, desto stärker scheint der Aufwand für die Anwendung des V-Modells in den Vordergrund zu treten.
Die konsequente Anwendung des V-Modells ist aber gerade und besonders für kleine und mittlere Projekte zu empfehlen, da ihre standardisierte Abwicklung besondere Effizienzvorteile für eine Organisation erbringt. Nicht standardisierte Durchführung von kleineren Projekten behindert häufig die Neu- oder Weiterentwicklung von großen Anwendungen, mit denen sie Schnittstellen haben. Die inhärente Flexibilität erlaubt eine problemlose Skalierung auf Projektgrößen jeder Art. Das V-Modell XT eignet sich daher gut für kleine Projekte.
Welchen Nutzen bringt der Einsatz des V-Modell XT?
Das V-Modell XT regelt detailliert, wer wann was in einem Projekt zu tun hat. Es liefert konkrete Hilfestellungen bei der Entwicklung und enthält Anleitungen und Empfehlungen, wie Arbeiten durchzuführen sind. Diese Vorgaben ermöglichen auch bei komplexen und umfangreichen Projekten eine systematische Durchführung. Dadurch werden Projekte besser plan- und nachvollziehbar und resultieren zuverlässiger in Ergebnissen von hoher Qualität.
Wo liegen die Grenzen des V-Modell XT?
Die folgenden Punkte werden vom V-Modell XT nicht abgedeckt. Sie müssen zusätzlich geregelt werden, oder es muss eine Anpassung erfolgen:
- keine Betrachtung der Vergabe von Dienstleistungen, sondern nur von Gewerken.
- Bei Einführung und Pflege eines organisationsspezifischen Vorgehensmodells wird nicht zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer unterschieden.
- Die Organisation und Durchführung von Betrieb, Instandhaltung, Instandsetzung und Aussonderung des Systems wird nicht im V-Modell abgedeckt. Dagegen ist die Planung und Konzeption dieser Aufgaben sehr wohl im V-Modell geregelt.
Wo findet man den neuen V-Modell XT Projektassistenten ?
Mit der Veröffentlichung des V-Modell XT Bund 2.4 steht der neu entwickelte und webbasierte V-Modell XT Projektassistent zur Verfügung. Die kostenfrei bereitgestellte Software ist unter der URL https://pa.dipa.online/ erreichbar.
Wo finde ich Informationen zum V-Modell XT Änderungsmanagement?
Anwender des V-Modell XT können sich aktiv an der Weiterentwicklung und Fehlerbehebung beteiligen. Dazu dient ein Änderungsmanagement-System, welches online verfügbar ist. Das System selbst, sowie Informationen und Erklärungen zum Änderungsprozess und wie Sie mitwirken können sind unter dem Punkt "Änderungsmanagement" untergebracht.
Wie kann man sich zertifizieren lassen?
Informationen zum Zertifizierungsprogramm können sie der Webseite der V-Modell XT Zertifizierungsstelle unter www.weit-verein.de entnehmen.
Wer darf welche Teile des V-Modells verändern?
Das V-Modell XT ist unter der Apache-Lizenz veröffentlicht. Weitere Informationen finden sie hier.
Das V-Modell XT hat über 400 Seiten. Wie findet man einen Einstieg?
Das V-Modell XT gliedert sich in mehrere Abschnitte. Schon die ersten beiden Abschnitte A und B beinhalten sowohl die Grundlagen wie auch den konzeptionellen Rahmen, die für ein allgemeines Verständnis völlig ausreichend sind.
Was ist das V-Modell XT-Metamodell?
Das V-Modell XT liegt in einer modellbasierten Form vor und liegt einem Metamodell zugrunde. Technisch gelöst ist dies in Form eines XML-Schemas. Hierdurch ist das V-Modell XT elektronisch auslesbar und erlaubt so die automatische Generierung der Dokumentation (HTML, PDF), Produktvorlagengenerierung und automatische Konsistenzsicherung.
Steht das V-Modell XT im Widerspruch zu eXtreme Programming?
Ein klares Jein! Manche XP-Charakteristika wie iteratives Vorgehen, der Test-First-Ansatz oder die Einbeziehung des Auftraggebers sind explizit auch im V-Modell XT vorhanden. Bei anderen XP-Forderungen wie z. B. Pair-Programming oder die Einhaltung der 40-Stunden-Woche macht das V-Modell überhaupt keine Aussagen. Wieder andere XP-Praktiken wie das Verzichten auf ein Pflichtenheft oder die Zuweisung von Verantwortlichkeiten an ein Team (statt an eine Einzelperson) untersagt das V-Modell XT ausdrücklich.